Businessplan

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Ein Businessplan ist ein strukturiertes Dokument (typisch 15 bis 30 Seiten), das Deine Geschäftsidee, Zielgruppe, Marktanalyse, Wettbewerbsposition, Marketing-Strategie, Finanzplanung und Risiken systematisch darstellt. Für Solopreneure ist der Businessplan meist kein internes Arbeitsdokument, sondern ein externes Vertrauensinstrument: Du brauchst ihn für Bankkredite, Gründungszuschuss, Fördermittel oder wenn Du Investoren überzeugen willst. Anders als das agile Business Model Canvas ist der Businessplan formell, detailliert und auf Vollständigkeit ausgelegt, weil externe Entscheider (Bank, Arbeitsagentur, Investor) klare Nachweise für Rentabilität und Machbarkeit erwarten.

Viele Solopreneure verschwenden Wochen an perfekten 50-Seiten-Plänen, die niemand liest. Die Wahrheit: Du brauchst nur dann einen formellen Businessplan, wenn jemand Externes ihn verlangt. Für strategische Klarheit reicht oft ein schlanker 1-Seiter.

Wann Solopreneure wirklich einen formellen Businessplan brauchen

Die meisten erfolgreichen Solopreneure starten ohne detaillierten Businessplan. Sie testen ihre Idee mit echten Kunden, iterieren schnell, und entwickeln ihre Strategie im Laufen. Das funktioniert gut, solange Du kein externes Kapital brauchst. Aber in vier spezifischen Situationen kommst Du um einen formellen Businessplan nicht herum:

Bankkredite oder Fördergelder: Wenn Du 50.000 Euro Kredit für Equipment oder Anlaufkosten brauchst, will die Bank einen wasserdichten Businessplan mit Finanzplan, Break-even-Analyse und Liquiditätsplanung. Ohne dieses Dokument gibt es keine Finanzierung. Gleiches gilt für öffentliche Förderungen: KfW-Kredite, regionale Gründungs-Förderprogramme oder EU-Subventionen verlangen standardisierte Businesspläne.

Gründungszuschuss von der Arbeitsagentur: Wenn Du aus der Arbeitslosigkeit gründest und den Gründungszuschuss (etwa 20.000 Euro über 15 Monate) beantragst, musst Du einen Businessplan vorlegen, der von einer fachkundigen Stelle (IHK, Steuerberater, Gründungsberater) geprüft wird. Hier geht es darum zu beweisen, dass Dein Vorhaben Dich langfristig ernähren kann.

Investor-Pitches: Wenn Du ein skalierbares Start-up aufbaust (nicht typisch für die meisten Solopreneure, aber möglich) und Venture Capital suchst, brauchst Du einen überzeugenden Businessplan. Ich habe 2014 selbst einen Businessplan für mein erstes Start-up geschrieben, als wir ein VC-Investment in Höhe von 50.000 Euro für 20% Anteile verhandelt haben (Bewertung 250.000 Euro). Dieser Plan war deutlich detaillierter und wachstumsfokussierter als das, was ein typischer Solopreneur braucht. Lade Dir den Businessplan hier herunter, um zu sehen wie ein VC-Pitch-Plan aussieht, aber sei Dir bewusst: Das ist nicht der Standard-Solopreneur-Plan.

Komplexe Geschäftsmodelle mit hohem Kapitalbedarf: Wenn Du ein Restaurant, einen Laden oder ein produktbasiertes Business mit Lagerhaltung startest, brauchst Du einen detaillierten Businessplan, weil die Finanzplanung komplex ist und viele Stakeholder involviert sind. Für reine Dienstleistungs-Solopreneure (Berater, Coach, Designer) ist das selten relevant.

Wann Du KEINEN formellen Businessplan brauchst:

Wenn Du als Coach, Berater oder Freelancer startest und Dein Business selbst finanzierst (ohne Kredit), reicht ein schlanker 1-Seiter für strategische Klarheit völlig aus. Dieser enthält: Zielgruppe, Nutzenversprechen, Preisstrategie, Marketing-Kanäle, Umsatzziel. Das kannst Du in 2-3 Stunden erstellen statt 2-3 Wochen für einen 30-Seiten-Plan zu verschwenden.

Solo-Selbstständiger vs. Solopreneur: Solo-Selbstständige starten oft ohne jeglichen Plan („Ich schau mal wie es läuft"). Solopreneure haben einen strategischen Plan (nicht notwendig 30 Seiten), wissen genau wen sie bedienen, wie sie Geld verdienen, und welche Wachstumsstrategie sie verfolgen. Die Form ist egal, die Klarheit ist entscheidend.

Die 7 Kern-Elemente eines überzeugenden Businessplans

Wenn Du einen formellen Businessplan brauchst (Bank, Förderung, Investor), sollte er diese sieben Elemente enthalten:

1. Executive Summary (1-2 Seiten)

  • Kurze Zusammenfassung des gesamten Plans auf maximal zwei Seiten

  • Was ist Deine Geschäftsidee in zwei Sätzen?

  • Wie viel Kapital brauchst Du wofür?

  • Welchen Umsatz/Gewinn erwartest Du in Jahr 1, 2, 3?

  • Wichtig: Schreibe diesen Teil ZULETZT, auch wenn er am Anfang steht

2. Geschäftsidee und Nutzenversprechen (2-3 Seiten)

  • Welches konkrete Problem löst Du für wen?

  • Was macht Dein Angebot einzigartig? (USP)

  • Warum bist Du die richtige Person dafür? (Qualifikation, Erfahrung)

  • Nicht: Vage Visionen. Sondern: Konkrete Lösungen für spezifische Zielgruppen

3. Markt- und Wettbewerbsanalyse (3-4 Seiten)

  • Wie groß ist Dein Zielmarkt? (TAM, SAM, SOM wenn relevant)

  • Wer sind Deine direkten Wettbewerber?

  • Was machen sie gut/schlecht?

  • Wie positionierst Du Dich anders?

  • Banken und Förderstellen wollen sehen, dass Du Deinen Markt verstehst

4. Marketing- und Vertriebsstrategie (2-3 Seiten)

  • Wie erreichst Du Deine ersten 10, 50, 100 Kunden konkret?

  • Welche Marketing-Kanäle nutzt Du? (LinkedIn, SEO, Empfehlungen, Ads)

  • Wie sieht Dein Sales-Prozess aus?

  • Was kostet Kundenakquise? (Customer Acquisition Cost)

  • Hier trennt sich Fantasie von Realität: Konkrete Taktiken statt „Social Media Marketing"

5. Rechtsform, Team, Meilensteine (2 Seiten)

  • Welche Rechtsform? (Einzelunternehmen, GmbH, UG)

  • Arbeitest Du alleine oder mit Team/Freelancern?

  • Welche Meilensteine planst Du? (Q1: Website live, Q2: Erste 5 Kunden, Q3: Break-even)

  • Welche Risiken siehst Du und wie gehst Du damit um?

6. Finanzplanung (5-7 Seiten, der wichtigste Teil)

  • Umsatzplanung: Wie viel Umsatz in Monat 1-12, Jahr 2, Jahr 3? (Realistisch, nicht optimistisch)

  • Kostenplanung: Fixkosten (Miete, Versicherung, Tools) und variable Kosten (Material, Freelancer)

  • Break-even-Analyse: Ab wann machst Du Gewinn?

  • Liquiditätsplanung: Hast Du genug Cash um die ersten 6-12 Monate zu überleben?

  • Kapitalbedarf: Wie viel Startkapital brauchst Du wofür?

Banken schauen primär auf diese Zahlen. Wenn Deine Finanzplanung nicht plausibel ist, ist der Rest egal.

7. Anhang (flexibel)

  • Lebenslauf, Zertifikate, Referenzen

  • Marktforschungs-Daten

  • Verträge, Absichtserklärungen von potenziellen Kunden

  • Design-Mockups, Produktfotos

3-Schritte zum effizienten Businessplan ohne Zeitverschwendung

Viele Solopreneure quälen sich wochenlang mit ihrem Businessplan, weil sie glauben, er muss perfekt sein. Die Wahrheit: Execution schlägt Planung. Hier ist ein effizienter Prozess:

1. Recherchiere Vorlagen und Anforderungen (2 Stunden)

Je nachdem wofür Du den Plan brauchst, gibt es spezifische Anforderungen. KfW hat Templates, die Arbeitsagentur hat Muster-Gliederungen, Deine Bank hat vermutlich einen Standard-Fragebogen. Lade Dir 2-3 Vorlagen herunter und schau, welche Fragen überall auftauchen. Diese Schnittmenge ist Dein Pflicht-Inhalt.

2. Schreibe die erste Version in 2-3 Tagen (nicht Wochen)

Block Dir zwei volle Tage oder vier Halbtage. Arbeite die Vorlage Sektion für Sektion durch. Perfektionismus ist hier Dein Feind. Version 1.0 muss nicht brillant sein, sie muss vollständig sein. Die meisten Solopreneure bleiben bei 60% stecken, weil sie jede Sektion perfekt machen wollen. Besser: Rough Draft durchziehen, dann iterieren.

3. Lass ihn von Experten reviewen (1 Tag)

Zeige Deinen Plan einem Gründungsberater (oft kostenlos über IHK), einem Steuerberater oder einem erfahrenen Unternehmer. Die sehen in 30 Minuten die kritischen Schwachstellen: unrealistische Finanzplanung, zu vage Zielgruppe, fehlende Wettbewerbsanalyse. Inkorporiere das Feedback in Version 2.0. Das ist Deine finale Version.

Zeitbudget gesamt: 1 Woche Fokus-Arbeit. Nicht 4 Wochen Dauerperfektionierung.

Business-Plan-Beispiel:

Ich habe meinen Businessplan aus dem Jahr 2014 wiedergefunden, den ich im Studium für mein erstes Start-up geschrieben habe. Damals ging es um ein VC-Investment in Höhe von 50.000€ für 20 Anteile, was einer Bewertung von 250.000€ entsprach. Ich bin immer noch der Meinung, dass er uns damals gut gelungen ist.

Lade Dir den Businessplan hier herunter.

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Häufig gestellte Fagen (FAQ) zum Businessplan

  • Starte mit einer Executive Summary, in der Du Idee und Mehrwert in zwei Absätzen erklärst. Beschreibe dann Produkt oder Dienstleistung, Zielgruppe, Wettbewerb und Marketing­strategie.

    Ergänze Team, Rechtsform und Meilensteine. Im Finanzteil listest Du Umsatz­prognose, Kosten, Liquiditäts­planung und Kapital­bedarf.

    Nutze Vorlagen von IHK, KfW oder Gründer­plattformen und lasse eine vertraute Person gegenlesen, bevor Du den Plan einreichst.

  • Vermeide vage Floskeln wie „wir wollen Marktführer werden“, unrealistische Hockey-Stick-Zahlen, nicht belegte Annahmen oder vertrauliche Privat­daten. Halte Dich an Fakten, Branchen­benchmarks und nachvollziehbare Quellen.

  • Externe Erstellung liegt meist zwischen 800 Euro und 3 000 Euro, komplexe Vorhaben können 10 000 Euro erreichen. Viele Gründer:innen senken Kosten durch Vorarbeit mit Vorlagen und buchen nur einen abschließenden Experten-Check. Förderprogramme wie BAFA oder IHK-Gründerberatung übernehmen oft einen Teil der Summe.

  • Mit strukturierten Vorlagen und klaren Zahlen ist ein Plan in zwei bis vier Wochen machbar. Knackpunkt sind realistische Finanzdaten.

    Sammle Angebote, Marktstudien und Kosten­schätzungen, dann wird der Prozess überschaubar. Schwieriger wird es, wenn Daten fehlen oder das Geschäfts­modell sehr neu ist, dann brauchst Du mehr Recherche­aufwand.

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