Break-Even-Point

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Break-Even-Point (Gewinnschwelle) bezeichnet den Punkt, an dem Dein Umsatz exakt alle Deine Geschäftskosten deckt. Ab diesem Moment arbeitest Du kostendeckend, jeder weitere Euro Umsatz ist tatsächlicher Gewinn. Für Solo-Selbstständige ist der Break-Even-Point oft erschreckend höher als gedacht: Du denkst, Du brauchst 3.000 Euro monatlich, aber wenn Du alle Kosten ehrlich rechnest (Software, Versicherungen, Steuern, Rücklagen, kalkulatorischer Unternehmerlohn), liegt Dein Break-Even bei 5.500 Euro. Solopreneure kennen ihren Break-Even-Point auf den Euro genau und nutzen ihn für strategische Entscheidungen: Lohnt sich diese Marketing-Investition? Kann ich mir einen Monat Auszeit leisten? Ist mein Pricing realistisch?

Viele Solo-Selbstständige rechnen „aus dem Bauch" und wundern sich, warum am Monatsende trotz gutem Umsatz kaum Geld übrig bleibt. Der Grund: Sie kennen ihren echten Break-Even-Point nicht.

Warum Solo-Selbstständige ihren Break-Even-Point oft nicht kennen

Als Solo-Selbstständiger hast Du keine Finanzabteilung, keinen Controller, keinen CFO. Du musst Deine Zahlen selbst im Griff haben, tust es aber oft nicht. Das führt zu einem gefährlichen finanziellen Blindflug: Du arbeitest viel, machst Umsatz, aber weißt nicht, ob Du wirklich profitabel bist oder nur Deine Kosten deckst.

Die Illusion vom positiven Cashflow: Dein Geschäftskonto zeigt 8.000 Euro, Du fühlst Dich finanziell sicher. Dann kommen innerhalb von zwei Wochen: Steuervorauszahlung (2.500 Euro), Krankenversicherung (800 Euro), Jahresgebühr für Software-Tools (600 Euro), Rückstellung für Altersvorsorge (500 Euro). Plötzlich sind nur noch 3.600 Euro übrig. Du hast die ganze Zeit über Deinem Break-Even-Point gelebt ohne es zu wissen, weil Du nur den momentanen Kontostand gesehen hast, nicht die echten Kosten.

Versteckte Kosten die Du vergisst: Die meisten Solo-Selbstständigen rechnen nur mit offensichtlichen Kosten: Miete für Büro oder Coworking, Software-Abos, vielleicht Versicherungen. Sie vergessen systematisch:

  • Krankenversicherung (oft 400-800 Euro monatlich)

  • Steuervorauszahlungen (25-40% vom Gewinn)

  • Altersvorsorge (weil kein Arbeitgeber einzahlt)

  • Rücklagen für schlechte Monate

  • Weiterbildung und Coaching

  • Accountant oder Steuerberater

  • Kleinere Tools die sich summieren

  • Eigene Arbeitszeit für Administration (unbezahlt!)

Wenn Du diese Kosten ehrlich einrechnest, ist Dein Break-Even-Point 40-60% höher als Du dachtest.

Solo-Selbstständiger vs. Solopreneur-Denken: Solo-Selbstständige rechnen: „Ich habe 2.000 Euro Fixkosten, also brauche ich 2.000 Euro Umsatz." Solopreneure rechnen: „Ich habe 2.000 Euro Fixkosten PLUS ich will 3.000 Euro Unternehmerlohn PLUS 30% für Steuern PLUS Rücklagen. Mein Break-Even liegt bei 6.500 Euro Umsatz." Diese ehrliche Rechnung ist der Unterschied zwischen Selbstausbeutung und profitablem Business.

Die Folge falscher Break-Even-Annahmen: Du setzt Deine Preise zu niedrig, weil Du nicht weißt, wie viel Du wirklich verdienen musst. Du arbeitest 50 Stunden pro Woche und verdienst nach allen Kosten effektiv 15 Euro pro Stunde. Du kannst Dir keine Auszeit nehmen, weil ein Monat ohne Umsatz Dich in die Miesen bringt. Du hast permanent finanzielle Angst, obwohl Du „erfolgreich" aussiehst.

Business Coaching Perspektive: Im Coaching rechnen wir oft gemeinsam den echten Break-Even aus. Die Erkenntnis ist meist schockierend: „Ich dachte, ich bin profitabel, aber ich arbeite seit zwei Jahren unter meinen Kosten." Diese Klarheit ist schmerzhaft aber notwendig, um vom reaktiven Solo-Selbstständigen zum strategischen Solopreneur zu werden.

Break-Even-Point berechnen in 3 Schritten (mit konkretem Beispiel)

Hier ist die praktische Schritt-für-Schritt-Anleitung ohne BWL-Jargon:

Schritt 1: Alle monatlichen Fixkosten auflisten

Fixkosten sind Ausgaben, die Du jeden Monat hast, egal ob Du Umsatz machst oder nicht. Liste ehrlich ALLES auf:

Typische Fixkosten für Solopreneure:

  • Software und Tools (CRM, E-Mail-Marketing, Website-Hosting, Cloud-Speicher)

  • Versicherungen (Krankenversicherung, Berufshaftpflicht, Rechtsschutz)

  • Büro oder Coworking-Space

  • Steuerberater oder Buchhaltungs-Software

  • Telefon und Internet

  • Marketing-Fixkosten (z.B. LinkedIn Premium, feste Ads-Budgets)

  • Weiterbildung und Business Coaching (monatlich umgelegt)

  • Rücklagen für Altersvorsorge (umgelegt auf Monat)

Dein kalkulatorischer Unternehmerlohn: Das ist das Geld, das DU zum Leben brauchst. Nicht optional, sondern Fixkost! Viele vergessen das und wundern sich, warum sie trotz Umsatz kein Geld haben.

Beispiel-Rechnung (Coach/Berater):

  • Software und Tools: 200 Euro

  • Krankenversicherung: 600 Euro

  • Steuerberater: 150 Euro

  • Coworking: 300 Euro

  • Marketing: 200 Euro

  • Sonstiges: 150 Euro

  • Kalkulatorischer Unternehmerlohn: 3.000 Euro

  • Gesamt Fixkosten: 4.600 Euro monatlich

Schritt 2: Variable Kosten pro Projekt oder Kunde einrechnen

Variable Kosten entstehen nur, wenn Du verkaufst. Für viele Dienstleister sind diese minimal, aber sie existieren:

  • Freelancer-Kosten für Zuarbeit (Designer, VA, Texter)

  • Spezielle Tools nur für dieses Projekt

  • Reisekosten falls notwendig

  • Materialkosten (bei physischen Produkten)

Beispiel: Du verkaufst ein Coaching-Paket für 3.000 Euro. Deine variablen Kosten pro Paket: 200 Euro (Workbook-Design durch Freelancer, spezielles Assessment-Tool). Dein Deckungsbeitrag pro Paket: 2.800 Euro (Verkaufspreis minus variable Kosten).

Schritt 3: Break-Even berechnen

Jetzt die einfache Formel: Fixkosten geteilt durch Deckungsbeitrag = Anzahl nötiger Verkäufe

Beispiel-Rechnung:

  1. Fixkosten: 4.600 Euro monatlich

  2. Deckungsbeitrag pro Coaching-Paket: 2.800 Euro

  3. Break-Even: 4.600 ÷ 2.800 = 1,64 Pakete

Das bedeutet: Du musst mindestens 2 Coaching-Pakete à 3.000 Euro pro Monat verkaufen, um Break-Even zu erreichen. Alles darüber ist Gewinn. Bei 3 Paketen verdienst Du 2.800 Euro echten Gewinn (minus Steuern!). Bei 4 Paketen sind es 5.600 Euro Gewinn.

Alternative Berechnung für Stundensatz-Basierte:

Wenn Du nach Stunden abrechnest (150 Euro/Stunde):

  1. Fixkosten: 4.600 Euro

  2. Stundensatz: 150 Euro

  3. Break-Even: 4.600 ÷ 150 = 30,7 Stunden

Du musst mindestens 31 bezahlte Stunden pro Monat haben, um Break-Even zu erreichen. Klingt easy? Bedenke: Von 160 Arbeitsstunden monatlich (40h/Woche) sind nur 50-60% bezahlbar. Der Rest ist Akquise, Administration, Weiterbildung. Du brauchst also deutlich mehr als 31 bezahlte Stunden als Puffer.

Häufiger Fehler: Steuern und Rücklagen vergessen

Der tödlichste Fehler bei Break-Even-Berechnungen: Du vergisst, dass vom Gewinn noch 30-40% Steuern abgehen. Wenn Du denkst, 3 verkaufte Pakete bringen Dir 2.800 Euro Gewinn, bleiben nach Steuern nur noch etwa 1.800 Euro übrig. Viele Solo-Selbstständige leben über ihrem echten Break-Even, weil sie Steuerrückstellungen nicht einrechnen.

Die Lösung: Rechne Steuern als Fixkosten mit ein. Lege monatlich 30-35% Deines Gewinns auf ein separates Steuerkonto. So vermeidest Du böse Überraschungen bei der Steuererklärung und kennst Deinen echten finanziellen Spielraum.

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Häufig gestellte Fagen (FAQ) zum Break-even-Point

  • Der Break-even-Point ist der Moment, in dem Deine Einnahmen gleich hoch sind wie Deine Ausgaben. Du machst weder Gewinn noch Verlust. Ab der nächsten verkauften Einheit verdienst Du Geld.

  • Teile Deine Fixkosten durch den Deckungsbeitrag pro Stück. Formel:
    Break-even-Menge = Fixkosten ÷ (Verkaufspreis − variable Kosten pro Stück).

    Für die Umsatz­schwelle multiplizierst Du die Break-even-Menge mit dem Verkaufspreis.

  • Der Deckungsbeitrag zeigt, wie viel eine einzelne Einheit zur Deckung der Fixkosten beiträgt.

    Der Break-even-Point gibt an, wie viele Einheiten Du verkaufen musst, bis alle Fixkosten gedeckt sind.

    Der Deckungsbeitrag ist also Baustein; der Break-even-Point ist das Ergebnis der gesamten Analyse.

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