Angst vor der Selbstständigkeit? So überwindest Du Deine Blockaden

Januar 2020. Ich kündigte meinen Job und startete voller Euphorie in die Selbstständigkeit. Februar lief gut, März auch.

Dann kam der Lockdown.

April bis September 2020: Alle Kunden sagten ab. Keine neuen Aufträge.

Mein Kontostand: 444,41 Euro.

Kein Notfallplan. Pure Existenzangst.

Falls Du Angst vor der Selbstständigkeit hast, kann ich Dir sagen:

Diese Angst ist berechtigt. Aber sie ist nur die halbe Wahrheit.

Der Satz, der alles änderte

Ende August 2020 hatte ich ein Telefonat mit einem Freund aus München. Ich war am Boden und überlegte, mich wieder als Angestellter zu bewerben.

Dann sagte er etwas, das bis heute in meinem Kopf nachhallt:

„Wer es einmal schafft, Geld zu verdienen, schafft es auch ein zweites Mal."

Dieser Satz traf mich. Nicht weil er clever war, sondern weil er mich an meine Selbstwirksamkeit erinnerte. Ich hatte es ja schon einmal geschafft – als Product Manager, als Berater, als Selbstständiger.

Eine Woche später kam tatsächlich eine neuer Auftrag und kurz darauf eine Rechnung rein. Das Business ging weiter.

Heute, über vier Jahre später, arbeite ich als Business Coach mit Menschen, die vor demselben Schritt stehen. Und dabei habe ich etwas Überraschendes gelernt:

Die wahre Angst vor der Selbstständigkeit

Wenn ich frage: „Was ist Deine größte Angst beim Schritt in die Selbstständigkeit?", höre ich immer dasselbe:

„Ich habe Angst, dass ich nicht genug Geld verdiene."
„Was ist, wenn ich scheitere?"
„Die finanzielle Unsicherheit macht mir Sorgen."

Aber in der Praxis zeigt sich etwas völlig anderes.

Die wirklichen Blockaden entstehen nicht, wenn es ums Geld geht, sondern wenn es darum geht, die Selbstständigkeit zu leben:

  • Die Angst, die eigene Website zu launchen

  • Die Furcht, sich sichtbar zu machen

  • Das Zögern bei Preisverhandlungen

  • Die Hemmung, das eigene Angebot zu bewerben

Was steckt dahinter? Angst vor Ablehnung.

Ein Beispiel:

Lisa (Name geändert) hatte monatelang an ihrer Website gearbeitet. Technisch war alles fertig. Aber sie ging nicht online. Immer fand sie noch etwas zu verbessern. Sie kam zu mir ins Coaching mit dem Auftrag live zu gehen, Reichweite zu generieren und Kunden mit ihrem Angebot zu gewinnen.

Die wahre Angst war nicht das finanzielle Risiko. Es war: „Was, wenn die Leute sehen, was ich mache, und denken, es ist nicht gut genug?"

Diese Sichtbarkeitsangst ist oft viel lähmender als jede Existenzangst. Warum? Weil sie direkt an unser Selbstbild geht.

Der entscheidende Mindset-Shift: Vom Architekten zum Archäologen

Hier kommt der wichtigste Punkt: Die meisten Menschen gehen an die Selbstständigkeit heran wie Architekten.

Sie entwickeln den perfekten Businessplan. Sie durchdenken jedes Detail. Sie wollen sicherstellen, dass alles funktioniert, bevor sie anfangen.

Das Problem: Wenn irgendwas schiefgeht (und es wird etwas schiefgehen), bricht das ganze Konstrukt zusammen.

Ich empfehle Dir einen anderen Ansatz. Gehe ran wie ein Archäologe:

Ein Archäologe gräbt irgendwo. Er weiß nicht genau, ob er etwas findet. Aber er fängt an. Findet er nichts, probiert er die nächste Stelle. Dann die nächste.

Genauso funktioniert erfolgreiche Selbstständigkeit: Du testest, lernst, passt an. Es geht nicht darum, die perfekte Lösung zu finden, sondern Schritt für Schritt zu iterieren.

Diese Denkweise nimmt enormen Druck raus. Du musst nicht alles richtig machen. Du musst nur anfangen und bereit sein zu lernen.

Drei Selbstcoaching-Tools, die sofort helfen

Jetzt wird es praktisch. Diese Techniken kannst Du heute noch anwenden:

1. Die Reality-Check Frage

Wenn Dich eine Angst lähmt, frage Dich:

„Wann habe ich das letzte Mal erfolgreich etwas gemeistert, wovor ich anfangs Angst hatte?"

Die meisten Menschen haben schon öfter ihre Komfortzone verlassen. Diese Erfahrungen zeigen Dir: Du kannst mehr, als Du denkst.

2. Die Was-braucht-es-Technik

Statt Dich von der Angst lähmen zu lassen, werde konkret:

„Was braucht es, damit [das gefürchtete Szenario] für mich okay/gut wäre?"

Beispiel: Du hast Angst vor Ablehnung in Preisverhandlungen.

„Was bräuchte es, damit ich mit einer Absage gut umgehen kann?"

Mögliche Antworten: „Wenn ich zehn Kundenanfragen hätte." Oder: „Wenn ich verstehe, dass Absagen meist nichts mit mir persönlich zu tun haben."

Plötzlich hast Du konkrete nächste Schritte statt vager Ängste.

3. Die 90%-Regel

90% der Dinge, vor denen wir Angst haben, treten nie ein. Das ist statistisch belegt.

Übung: Schreib Deine drei größten Ängste bezüglich Selbstständigkeit auf. Dann frage Dich ehrlich: Wie wahrscheinlich ist es wirklich, dass das passiert?

Oft merkst Du: Dein Kopfkino ist dramatischer als die Realität.

Warum Deine Ängste wichtig sind (aber nicht alles bestimmen sollten)

Lass mich eines klarstellen: Ängste sind Schutzprogramme. Sie basieren auf Erfahrungen aus der Kindheit, dem Berufsleben, aus Beziehungen. Dein System versucht, Dich vor Schmerz zu bewahren.

Das ist grundsätzlich richtig. Nimm Deine Ängste ernst.

Aber: Lass sie nicht das Steuer übernehmen.

Hier ein wichtiger Reality-Check: Wenn jemand Dein Angebot ablehnt, bist Du dann wirklich das Problem?

Mögliche Gründe für Absagen:

  • Kein Budget vorhanden

  • Falsches Timing

  • Andere Prioritäten

  • Ein Konkurrent war günstiger

  • Schlechte Laune (ja, auch das kommt vor)

Die meisten Ablehnungen haben nichts mit Dir zu tun.

Der Umgang mit finanziellen Ängsten

Jetzt zum Teil, den alle erwarten: die Angst ums Geld.

Erstens: Diese Angst ist berechtigt. Selbstständigkeit bedeutet unregelmäßiges Einkommen. Wer Dir erzählt, das sei kein Risiko, lügt.

Zweitens: Du kannst dieses Risiko minimieren:

  • Starte nebenberuflich, wenn möglich

  • Teste Deine Geschäftsidee klein, bevor Du kündigst

  • Baue Dir Rücklagen auf

  • Suche Dir Mentoren oder eine Community

  • Investiere in Coaching, Therapie und Fähigkeiten

Aber: Lass finanzielle Ängste nicht zum Haupthinderungsgrund werden. Oft verbirgt sich dahinter die tiefere Angst vor Ablehnung oder dem Scheitern.

Du bist nicht allein

Hier ist etwas, das viele vergessen: Du musst nicht alle Probleme allein lösen.

Als Selbstständiger trägst Du mehr Verantwortung. Aber das heißt nicht, dass Du isoliert bist.

Es gibt andere Gründer und Unternehmer, Coaches und Berater, Tools und Systeme, eine ganze Community von Menschen, die verstehen, was Du durchmachst.

Mein Rat: Suche Dir von Anfang an Verbündete. Niemand ist erfolgreich geworden, indem er alles allein gemacht hat.

Wann Du trotz Angst starten solltest

Die perfekte Zeit gibt es nicht. Du wirst nie 100% sicher sein.

Aber es gibt Signale, dass Du bereit bist:

  • Die Vorstellung, nichts zu verändern, stresst Dich mehr als das Risiko

  • Du hast eine konkrete Vorstellung davon, wem Du wie helfen willst

  • Du siehst Fehler als Lernchancen, nicht als Katastrophen

  • Du bist bereit, Verantwortung für Deine Entscheidungen zu übernehmen

Wichtig: Du musst die Angst nicht komplett überwinden, bevor Du startest. Du musst nur bereit sein, trotz der Angst zu handeln.

Was nach der Angst kommt

Hier ist, was viele nicht erwarten: Nach einer Weile wird die Angst zu einem Begleiter, nicht mehr zu einem Diktator.

Du lernst: Unsicherheit gehört dazu. Nicht alles wird klappen. Aber Du wirst auch Erfolge haben, die Du Dir vorher nicht vorstellen konntest.

Vor allem lernst Du: Du bist stärker und kreativer, als Du gedacht hast. Diese Selbstwirksamkeit trägt Dich durch alle zukünftigen Herausforderungen.

Ein letzter Gedanke zur Selbstständigkeit

Wenn Du über Deine Angst vor der Selbstständigkeit nachdenkst, stelle Dir auch diese Frage:

Was kostet es Dich, wenn Du nichts änderst?

Wie fühlst Du Dich in zehn Jahren, wenn Du immer noch davon träumst, Dein eigenes Ding zu machen, aber nie den Mut gefasst hast?

Die Wahrheit: Du wirst bereuen, was Du nicht versucht hast, mehr als das, was Du versucht und nicht perfekt gemacht hast.

Deine Angst vor der Selbstständigkeit zeigt Dir, dass Dir etwas wichtig ist. Das ist ein gutes Zeichen.

Die Frage ist nur: Lässt Du sie Dich lähmen oder nutzt Du sie als Antrieb?

Häufig gestellte Fragen zur Angst vor der Selbstständigkeit

  • Du musst die Angst nicht komplett überwinden – Du musst nur bereit sein, trotz der Angst zu handeln. Starte mit der Reality-Check Frage: „Wann habe ich das letzte Mal etwas gemeistert, wovor ich anfangs Angst hatte?” Nutze die Was-braucht-es-Technik, um aus vagen Ängsten konkrete nächste Schritte zu machen. Denke wie ein Archäologe: teste klein, lerne, passe an.

  • Das ist sogar empfehlenswert, besonders wenn Du finanzielle Ängste hast. Der nebenberufliche Start nimmt den Existenzdruck raus und gibt Dir die Möglichkeit, Deine Geschäftsidee zu testen. Du kannst in Ruhe Erfahrungen sammeln und erst dann vollzeit wechseln, wenn die Selbstständigkeit finanziell trägt.

  • Scheitern ist kein Weltuntergang, sondern ein Lernprozess. Du hast immer die Möglichkeit, wieder als Angestellter zu arbeiten – Deine Fähigkeiten sind ja nicht verschwunden. Viele erfolgreiche Unternehmer sind mehrmals gescheitert, bevor sie erfolgreich wurden. Die Erfahrung macht Dich stärker und klüger für den nächsten Versuch.

  • Den perfekten Zeitpunkt gibt es nicht. Du bist bereit, wenn die Vorstellung, nichts zu verändern, Dich mehr stresst als das Risiko der Selbstständigkeit. Außerdem solltest Du eine konkrete Vorstellung haben, wem Du wie helfen willst. Wichtig: Du musst nicht alle Ängste überwunden haben – Du musst nur handlungsbereit sein.

  • Beginne klein: Teste Deine Idee im Bekanntenkreis, erstelle eine einfache Website, führe Gespräche mit potentiellen Kunden. Nutze die Archäologen-Mentalität: Du musst nicht den perfekten Plan haben, sondern nur den ersten Schritt machen. Jede kleine Handlung baut Selbstvertrauen auf und reduziert die Angst.

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Beruflich neu orientieren nach Burnout: Neustart in die Selbstständigkeit