Rollenspiel

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Rollenspiel bezeichnet im Business Coaching eine Methode, bei der Du kritische Geschäftssituationen wie Preisverhandlungen, Kundengespräche oder Konflikte in einem sicheren Rahmen simulierst und durchspielst, bevor sie in der Realität stattfinden. Du oder Dein Coach übernimmt dabei verschiedene Rollen (z.B. Du als Du selbst, Coach als schwieriger Kunde), spielt die Situation durch und reflektiert danach, was funktioniert hat und was nicht. Für Solo-Selbstständige ist Rollenspiel besonders wertvoll, weil Du im Alltag niemanden hast, mit dem Du solche Gespräche vorher durchspielen kannst. Du gehst ins Verkaufsgespräch, in die Preisverhandlung oder ins Konfliktgespräch ohne Probe und hoffst, dass Du im Moment richtig reagierst.

Viele empfinden Rollenspiel zunächst als peinlich oder künstlich. Das ist normal. Aber genau diese anfängliche Unbequemlichkeit macht Rollenspiel so wirksam: Du trainierst, auch in unangenehmen Situationen handlungsfähig zu bleiben.

Warum Rollenspiel für Solo-Selbstständige so wertvoll ist

Als Solo-Selbstständiger musst Du alle kritischen Gespräche selbst führen: Preisverhandlungen mit knallharten Einkäufern, Feedback an unzufriedene Kunden, Absagen an unpassende Anfragen, Pitches vor skeptischen Investoren. Anders als Angestellte in Konzernen hast Du keine Kollegen, mit denen Du vorher Strategien durchsprechen kannst, keine Rollenspiele in internen Trainings, keinen Chef, der Dich coacht. Du gehst in diese Gespräche oft unvorbereitet und lernst durch schmerzhafte Fehler.

Die fehlende Außenperspektive: Das größte Problem als Solo-Selbstständiger ist: Du siehst Dich selbst nicht. Du merkst nicht, dass Du im Verkaufsgespräch zu schnell einknickt, dass Deine Körpersprache Unsicherheit ausstrahlt, dass Du in Konflikten zu defensiv wirst. Diese blinden Flecken kosten Dich bares Geld. Ein Kunde verhandelt Dich von 5.000 auf 3.500 Euro runter, weil Du nicht gelernt hast, souverän bei Deinem Preis zu bleiben. Ein Konflikt eskaliert, weil Du die Warnsignale nicht erkannt hast.

Rollenspiel gibt Dir genau diese fehlende Außenperspektive. Dein Coach sieht, wie Du wirklich wirkst, nicht wie Du glaubst zu wirken. Er spiegelt Dir: „Du hast dreimal entschuldigt, bevor Du Deinen Preis genannt hast. Merkst Du das?" Diese Erkenntnisse sind Gold wert, weil Du sie im echten Gespräch nicht bekommst. Kunden sagen nicht: „Sie wirken unsicher, deshalb verhandle ich Sie runter."

Der sichere Raum zum Scheitern: In der Realität hast Du bei kritischen Gesprächen keine zweite Chance. Wenn Du im Investor-Pitch versagst, ist die Finanzierung weg. Wenn Du im Konfliktgespräch eskalierst, ist der Kunde weg. Wenn Du bei der Preisverhandlung einknickst, hast Du 1.500 Euro verloren.

Rollenspiel gibt Dir den Raum, zu scheitern ohne Konsequenzen. Du kannst die aggressive Verhandlungstaktik testen, die Du Dir sonst nicht traust. Du kannst verschiedene Konfliktlösungsstrategien durchprobieren. Du kannst drei verschiedene Pitch-Varianten ausprobieren und sehen, welche am überzeugendsten wirkt. Dieser experimentelle Raum ist für Solo-Selbstständige unbezahlbar, weil Du ihn sonst nirgendwo hast.

Perspektivenwechsel als Hauptnutzen: Der kraftvollste Aspekt von Rollenspiel ist der Rollentausch. Dein Coach spielt Dich, Du spielst den schwierigen Kunden. Plötzlich verstehst Du, warum der Kunde so hart verhandelt, welche Ängste dahinterstehen, welche Argumentation ihn überzeugen würde. Diese Perspektivenerweiterung verändert Dein gesamtes Gesprächsverhalten. Du gehst nicht mehr defensiv in Verhandlungen, sondern verstehst die Logik der Gegenseite und kannst strategischer reagieren.

Emotionale Vorbereitung auf Stresssituationen: Rollenspiel bereitet Dich nicht nur fachlich vor, sondern auch emotional. Wenn Dein Coach im Rollenspiel als Kunde aggressiv wird, Deinen Preis attackiert oder Deine Kompetenz anzweifelt, fühlst Du diese emotionale Reaktion bereits im sicheren Raum. Im echten Gespräch bist Du dann nicht mehr überrumpelt, weil Du die Situation schon erlebt hast. Dein Nervensystem hat gelernt: „Ich kann mit dieser Konfrontation umgehen."

Business Coaching Integration: Gutes Business Coaching nutzt Rollenspiel nicht als Theater-Übung, sondern als Reflexionswerkzeug. Nach jedem Durchgang analysierst Du mit Deinem Coach: Was war Deine Strategie? Wo hast Du Dich unwohl gefühlt? Welche Glaubenssätze wurden getriggert? Diese Reflexion macht aus Rollenspiel echte Entwicklungsarbeit statt bloßer Simulation.

Typische Rollenspiel-Szenarien für Solo-Selbstständige

Preisverhandlung mit hartem Kunden

Du hast ein Angebot über 8.000 Euro geschickt. Der Kunde antwortet: „Das ist viel zu teuer. Ihr Wettbewerber macht das für 4.500 Euro." Im Rollenspiel übst Du: Bei Deinem Preis bleiben ohne arrogant zu wirken, den Wert Deiner Leistung selbstbewusst kommunizieren, souverän mit Preiseinwänden umgehen, notfalls auch Nein zum Auftrag sagen.

Häufige Erkenntnis aus diesem Rollenspiel: Du verteidigst Dich zu viel statt Deinen Wert zu betonen. Du rechtfertigst Deinen Preis, statt ihn als Tatsache zu präsentieren. Diese Erkenntnisse kannst Du sofort ins nächste echte Gespräch mitnehmen.

Feedback an unzufriedenen Kunden

Ein Kunde ist mit Deiner Leistung unzufrieden und beschwert sich per E-Mail. Im Rollenspiel übst Du: Das Gespräch proaktiv führen statt per E-Mail eskalieren zu lassen, Kritik anhören ohne sofort defensiv zu werden, zwischen berechtigter und unberechtigter Kritik unterscheiden, konstruktive Lösungen anbieten, ohne Dich unter Wert zu verkaufen.

Typische Erkenntnis: Du nimmst Kritik zu persönlich und verlierst die professionelle Distanz. Im Rollenspiel lernst Du, sachlich zu bleiben auch wenn es emotional wird.

Nein sagen zu unpassendem Auftrag

Eine Anfrage kommt rein, die nicht zu Deiner Positionierung passt, aber das Geld wäre willkommen. Im Rollenspiel übst Du: Freundlich aber bestimmt abzusagen, Alternativen anzubieten (Empfehlung eines Kollegen), bei Deiner Strategie zu bleiben auch unter finanziellem Druck.

Erkenntnisprozess: Du merkst, wie schwer es Dir fällt, Geld abzulehnen, selbst wenn der Auftrag strategisch falsch ist. Das Rollenspiel macht dieses Muster bewusst.

Investor-Pitch oder Banken-Gespräch

Du pitchst Dein Business vor einem kritischen Investor oder verhandelst einen Kredit. Im Rollenspiel übst Du: Dein Geschäftsmodell in 3 Minuten überzeugend zu erklären, kritische Fragen selbstbewusst zu beantworten, mit Einwänden konstruktiv umzugehen, Nervosität zu managen.

Der Nutzen: Du erkennst, wo Deine Argumentation schwach ist, welche Fragen Dich aus dem Konzept bringen, wie Du unter Druck wirkst.

Häufiger Fehler: Rollenspiel abbrechen weil es sich awkward anfühlt

Die meisten Solo-Selbstständigen brechen Rollenspiel nach 30 Sekunden ab: „Das fühlt sich komisch an", „Ich kann das nicht spielen", „Das ist nicht wie in echt". Genau diese Abwehr zeigt, dass Du an etwas Wichtigem dran bist. Die Unbequemlichkeit im Rollenspiel ist der Indikator für Entwicklungspotenzial.

Professionelles Business Coaching hält diesen Raum aus und ermutigt Dich weiterzumachen trotz Unbehagen. Denn nach 2-3 Minuten löst sich die Künstlichkeit meist auf, Du kommst in den Flow, und das Rollenspiel wird erstaunlich real. Genau dann passiert das eigentliche Lernen. Wer vorher abbricht, verpasst den wertvollsten Teil.

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Häufig gestellte Fagen (FAQ) zum Rollenspiel

  • Eine praxisorientierte Lernmethode, bei der Teilnehmende definierte Rollen einnehmen und realitätsnahe Szenen nachstellen, um Verhalten zu üben und zu optimieren.

  • Zuerst definierst Du mit Deinem Coach die Situation und das Ziel. Dann spielt ihr die Szene 5-10 Minuten durch. Danach reflektiert ihr: Was ist passiert? Was hast Du gefühlt? Was hat funktioniert? Oft macht ihr dann einen zweiten Durchgang mit neuer Strategie.

  • Simulation eines Verkaufsgesprächs mit schwierigen Einwänden, Mitarbeiterjahres­gespräch mit Leistungs­kritik, Verhandlung um Projektbudget, Konfliktklärung zwischen Abteilungen, Investor-Pitch vor „kritischen“ Fragen.

  • Vorbereitung mit Ziel, Rollen und Szenario. Durchführung mit klarer Zeitvorgabe und Beobachtung. Nachbesprechung mit Feedback, Erkenntnissen und Transferplanung.

  • Kommunikations­fähigkeit, Empathie, Konfliktlöse­kompetenz, Selbstsicherheit in Stress­situationen, spontane Problemlösung und gezieltes Feedback-Handling.

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ROI (Return on Investment)