Markennamen anmelden? Warum 90% der Solopreneure ihr Geld verschwenden
„Meinst du, ich muss meinen Unternehmensnamen und mein Logo beim DPMA schützen lassen? Eine Recherche mit Bild und Text kostet echt einiges und dazu dann noch die Anmeldung. Andererseits möchte ich auch auf der sicheren Seite sein."
Diese Frage eines Klienten erreichte mich letzte Woche. Und ehrlich gesagt: Ich höre sie immer häufiger.
Die meisten Solopreneure stellen sich diese Frage viel zu früh und verbrennen dabei Zeit, Energie und Geld, die sie viel besser in den Aufbau ihres Business investieren könnten.
Lass uns beleuchten, wann Markenanmeldung wirklich Sinn macht und wann Du Deine Energie besser anders investierst.
Wichtiger Disclaimer: Ich bin kein Anwalt und gebe keine Rechtsberatung. Hier geht es um meine strategische Perspektive, welche zu Informationszwecken dient. Bei konkreten rechtlichen Fragen immer einen (Marken-) Anwalt konsultieren.
Die unbequeme Wahrheit über Markenanmeldungen
Hier sind die Fakten, die Dir niemand sagt:
Wahrscheinlichkeit einer Abmahnung bei Solopreneuren unter 10.000€ Jahresumsatz: Verschwindend gering.
Wahrscheinlichkeit, dass Du Deinen Markennamen in den ersten 2 Jahren änderst: Deutlich höher, als Dir lieb ist.
Durchschnittliche Kosten einer professionellen Markenanmeldung: 2.000-4.000€ (mehr dazu gleich).
Die Rechnung ist einfach: Wenn Du noch am Anfang stehst und jeden Euro zweimal umdrehen musst, ist eine Markenanmeldung meist verschwendetes Geld und Energie.
Was eine Markenanmeldung wirklich kostet
Hier die nackten Zahlen (Stand 2025):
Deutsche Markenanmeldung (DPMA)
Grundgebühr: 290€ für elektronische Anmeldung (bis zu 3 Klassen)
Zusätzliche Klassen: je 100€ ab der vierten Klasse
EU-Markenanmeldung (EUIPO)
Grundgebühr: ab 850€ für die erste Klasse
Weitere Klassen: 50€ (zweite), 150€ (ab der dritten)
Die versteckten Kosten
Das ist nur die Spitze des Eisbergs. Dazu kommen:
Markenrecherche: 800-1.500€
Anwaltshonorare: 1.000-2.500€ oder mehr
Überwachung: 200-500€ jährlich
Verlängerung: alle 10 Jahre erneut Gebühren
Realistische Gesamtkosten für eine professionelle deutsche Markenanmeldung: 2.500-4.000€
Die Frage ist: Hast Du das Geld übrig, ohne dass es wehtut?
Wann Du NICHT anmelden solltest
Du stehst am Anfang
Wenn Du noch keinen Cent verdient hast, ist die Wahrscheinlichkeit praktisch null, dass jemand:
Deine Marke überhaupt bemerkt
Dir mutwillige Kopie nachweisen kann
Dich erfolgreich abmahnt
Fokussiere Dich lieber darauf, überhaupt erstmal Kunden zu gewinnen.
Du nutzt Deinen echten Namen
„Christian Strunk Coaching" oder „solopreneurcoaching.com" - solche beschreibenden Namen sind meist unbedenklich. Personenmarken haben grundsätzlich geringeres Risiko.
Dein Gewinn reicht nicht
Faustregel: Wenn 3.000€ für Markenanmeldung ein schmerzhafter Verlust wären, lass es bleiben. Das Geld ist in Marketing und Business-Aufbau besser investiert.
Risikoeinschätzung: Das Ampelsystem
🟢 GRÜNES LICHT (geringes Risiko)
Dein echter Name: Max Mustermann Coaching
Beschreibende Begriffe: Hamburger Steuerberatung
Allgemeine Fachbegriffe: Coaching, Beratung, Training
🟡 PRÜFEN LASSEN (mittleres Risiko)
Kombinationen: MaxMuster Coaching
Geo + Fach: Berlin Marketing Solutions
Ähnliche Designs: zu bekannten Logos
🔴 ANWALT FRAGEN (höheres Risiko)
Fantasienamen: Komplett erfundene Begriffe
Ähnlichkeit: zu etablierten Marken
Umkämpfte Branchen: Fashion, Tech, Food
KI-Vorab-Check und Research: Was Du vorab selbst tun kannst
Bevor Du zum Anwalt gehst, kannst Du selbst einiges in Erfahrung bringen. Beispielsweise eine erste (Risiko-) Einschätzung mit der KI. Ich empfehle immer gerne Grok, ChatGPT oder Claude.
Wichtig: Stelle sicher, dass der Researchmodus der KI aktiv ist!
Du bist ein harvard-educated Markenrechts-Experte mit PRAGMATISCHER Herangehensweise. Ein Solopreneur will wissen: „Kann ich diesen Namen nutzen, ohne abgemahnt zu werden?"
**MARKENDETAILS:**
- Name: [HIER EINFÜGEN]
- Branche: [HIER EINFÜGEN]
- Zielmarkt: [Deutschland/EU/International]
- Logo/Design: [Falls vorhanden]
- Domain: [Falls vorhanden]
**HAUPTAUFTRAG: ABMAHN-RISIKO BEWERTEN**
**Führe systematische web_search-Abfragen durch** für folgende Datenquellen und beantworte:
1. Wer KÖNNTE mich REALISTISCH abmahnen? (Konkrete, etablierte Rechteinhaber)
2. Wie WAHRSCHEINLICH ist das in der PRAXIS? (Nicht theoretisch)
3. Was würde es TATSÄCHLICH kosten? (Realistische Schadensumfänge)
**RECHERCHE-SCHWERPUNKT (PFLICHT-DURCHSUCHUNG):**
**OBLIGATORISCHE WEB-SEARCH-ABFRAGEN:**
- **DPMA-Register:** Nutze web_search für DPMAregister.de nach identischen/ähnlichen Wortmarken
- **EUIPO TMview:** Nutze web_search für eSearch plus und TMview für EU-weite Marken
- **Keyword-Varianten:** Prüfe auch Pluralformen, Bindestriche, englisch/deutsche Varianten, Zusammenschreibungen
- **Nizza-Klassen:** Besonders relevante Klassen für die Branche durchsuchen (z.B. Klasse 35, 41, 42)
**ERGÄNZENDE RECHERCHE:**
- Google: Etablierte Unternehmen mit realen Marktpositionen
- Domain-Inhaber: Wer nutzt ähnliche Domains bereits?
- Social Media: Bestehende Accounts mit ähnlichen Namen
**WICHTIG:** Nutze die web_search-Funktionen für echte Live-Datenbankabfragen. Keine oberflächlichen Schätzungen oder theoretischen Annahmen!
**ANALYSE-PRINZIPIEN:**
- **Generische/beschreibende Begriffe = STANDARD 🟢 NIEDRIG**
- Nur bei konkreten, etablierten Markeninhabern höher stufen
- **PRAKTISCHE Marktbeobachtung** statt theoretische Szenarien
- Deutsche „Abmahnkultur" nicht überschätzen
- Fokus: „Was passiert WIRKLICH?" nicht „Was KÖNNTE passieren?"
**OUTPUT-FORMAT:**
🚨 **SCHNELL-EINSCHÄTZUNG**
**Risiko:** [🟢 Niedrig | 🟢 Niedrig+ | 🟡 Mittel | 🟡 Mittel+ | 🔴 Hoch]
**Empfehlung:** [✅ Du kannst sicher starten | ⚠️ Vorsichtig starten | ❌ Nicht empfehlenswert]
**In einem Satz:** [Warum diese Einschätzung - maximal 1 Satz!]
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**BEGRÜNDUNG (kompakt):**
• Wer könnte abmahnen: [Konkrete Bedrohungen oder „Keine etablierten Rechteinhaber erkennbar"]
• Wahrscheinlichkeit: [Realistische Praxis-Einschätzung]
• Mögliche Kosten: [Konkrete Bandbreite, z.B. 2.000-8.000€ Gesamtkosten inkl. Anwalt + Schadensersatz]
**HANDLUNGSEMPFEHLUNG:**
[Konkrete nächste Schritte - maximal 3 Bullet Points]
📈 **MARKENAUFBAU-POTENZIAL** (kurz)
[Kann ich langfristig exklusive Rechte aufbauen und wie?]
⚖️ **DISCLAIMER**
„Vorab-Einschätzung, keine Rechtsberatung. Bei konkreten Bedrohungen Anwalt konsultieren."
**WICHTIG:** Sei REALISTISCH und PRAGMATISCH. Keine Anwalts-Paranoia. Solopreneure brauchen handlungsfähige Antworten basierend auf MARKTPRAXIS, nicht theoretischen Worst-Case-Szenarien. Bei generischen Begriffen ist das Standard-Risiko NIEDRIG.
Zusätzlich kannst Du auch manuell prüfen:
DPMA-Datenbank: DPMAregister online durchsuchen
Google-Test: Suche Deinen Namen + Branche
Domain-Check: Welche Domains sind bereits vergeben?
Social Media: Existieren bereits ähnliche Accounts?
Wann Markenanmeldung Sinn macht
Du hast nachweisbare Markt-Traktion
Konstante Kundenanfragen über Deinen Markennamen
Wiederkehrende Umsätze von mindestens 20.000€/Jahr
Du baust bewusst eine Marke (nicht nur ein Business) auf
Du planst Skalierung
Digitale Produkte unter Deinem Markennamen
Expansion in andere Märkte/Länder geplant
Team-Aufbau unter Deiner Marke
Du fühlst Dich bedroht
Konkurrenz kopiert bereits Dein Design
Dein Markenname wird von anderen verwendet
Du hast bereits einmal eine Abmahnung erhalten
Du fühlst Dich allgemein unwohl. Dann lieber zum Anwalt für die innere Ruhe und besseren Schlaf!
Pragmatisches Vorgehen: Schritt für Schritt
Phase 1: Sicherung (sofort)
Domain registrieren: Mindestens .de, bei internationalen Plänen auch .com
Social Media Handles: Instagram, LinkedIn, TikTok - je nach Zielgruppe
Basis-Recherche: Google-Check + Domain-Verfügbarkeit
Phase 2: Zweigleisig fahren (bei Unsicherheit)
Plan A: Deine Wunschmarke
Plan B: Dein echter Name als Backup
Starte mit dem sichereren Namen, baue die Marke später auf
Phase 3: Professionelle Prüfung (bei Wachstum)
Ab 20.000€ Jahresgewinn: Markenrecherche in Erwägung ziehen
Ab 50.000€ Jahresumsatz: Anmeldung prüfen lassen
Bei akuter Bedrohung: Sofort handeln, unabhängig vom Umsatz
Domain-Strategie: Was Du wirklich brauchst
Pflicht (sofort sichern)
Hauptdomain: .de für Deutschland, .com für international
Primäre Social Media: Instagram, LinkedIn (je nach Zielgruppe)
Optional (bei Budget)
Schutz-Domains: .org, .net, häufige Tippfehler
Weitere Plattformen: TikTok, YouTube, Twitter/X
Kosten: 10-30€ pro Domain/Jahr - das ist gut investiertes Geld.
Was bei einer Abmahnung passiert
Der Worst Case (selten, aber möglich):
Typischer Ablauf
Abmahnschreiben: Forderung nach sofortiger Unterlassung
Vergleich: Meist 1.000-5.000€ Schadenersatz
Gerichtstermin: Bei Verweigerung deutlich teurer
Deine Optionen
Einlenken: Namen ändern, Vergleich zahlen
Kämpfen: Anwalt beauftragen, Gegenwehr
Ignorieren: Nicht empfehlenswert, wird teurer
Realität: Bei Solopreneuren ohne böse Absicht meist Vergleich im unteren vierstelligen Bereich.
Meine Empfehlung: Erst machen, dann schützen
Nach 13 Jahren als Gründer und Product Manager in der Startup-Welt und unzähligen Coaching-Sessions ist meine persönliches Learning:
Investiere Deine ersten 10.000€ Gewinn in:
Professionelle Website
Marketing und Content Creation
Business-Tools und Automatisierung
Deine persönliche Weiterbildung
Nicht in:
Markenanmeldungen für hypothetische Probleme
Überteuerte Rechtsberatung ohne akuten Anlass
„Sicherheit", die Dich vom Handeln abhält
Wenn Dein Business läuft und Du 5-stellige Jahresgewinne machst, dann ist der richtige Zeitpunkt für Markenthemen.
Bis dahin: Machen statt absichern.
Checkliste: Deine nächsten Schritte
Was Du sofort erledigen kannst:
[ ] Wunsch-Domain registrieren (.de + .com)
[ ] Social Media Handles sichern (Instagram, LinkedIn)
[ ] Google-Recherche nach ähnlichen Namen/Logos
[ ] KI-Vorab-Check durchführen
Bei Unsicherheit:
[ ] Backup-Domain mit Deinem echten Namen registrieren
[ ] Mit beiden Namen parallel starten
[ ] Bei 20.000€ Jahresgewinn professionelle Beratung
Bei akuter Bedrohung:
[ ] Sofort Markenanwalt kontaktieren
[ ] Dokumentation aller Belege sammeln
[ ] Nicht ignorieren, sondern handeln
TL;DR - Weniger Angst, mehr Fokus
Die meisten Sorgen um Markenrecht sind unbegründet, besonders am Anfang Deiner Selbstständigkeit.
Die Energie, die Du in hypothetische Rechtsprobleme steckst, ist in echten Business-Aufbau investiert viel wertvoller.
Mein Rat: Sichere die Basics (Domain + Social Media), dann konzentriere Dich auf Deine ersten Kunden. Wenn Dein Business läuft, ist der Markenschutz einer von vielen nächsten Schritten.
Aber nicht der erste.
Denn das beste Patent auf Deinen Erfolg ist ein profitables Business, nicht ein Stempel vom einem Amt.
Häufig gestellte Fragen zur Markennamen Anmeldung
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Schritt-für-Schritt-Prozess:
Markenrecherche: Prüfen, ob Dein Name bereits geschützt ist
Klassen bestimmen: In welchen Waren-/Dienstleistungsklassen willst Du schützen?
Anmeldung: Online beim DPMA (Deutschland) oder EUIPO (EU)
Prüfung: Amt prüft formelle und inhaltliche Voraussetzungen
Veröffentlichung: 3-monatige Widerspruchsfrist für andere
Eintragung: Nach erfolgreichem Verfahren ist Deine Marke geschützt
Lass das einen Markenanwalt machen. Die 1.500-2.500€ Honorar sparen Dir meist teure Fehler und Nachbesserungen.
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Kostenlose Recherche:
DPMA-Datenbank: DPMAregister online durchsuchen
EUIPO-Datenbank: eSearch plus für EU-Marken
Google-Test: Einfach mal Deinen Wunschnamen googeln
KI-Check: Mit dem oben genannten Prompt vorprüfen
Professionelle Recherche (empfohlen):
Markenanwälte nutzen spezialisierte Datenbanken
Prüfen auch ähnlich klingende/aussehende Marken
Kosten: 800-1.500€
Erspart Dir böse Überraschungen nach der Anmeldung
Achtung: Kostenlose Recherche ist nur ein erster Überblick. Für eine rechtssichere Einschätzung brauchst Du professionelle Hilfe.
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Definitiv JA, wenn:
Du eine Marke aufbauen möchtest
Du konstant 50.000€+ Jahresumsatz machst
Deine Marke bereits bekannt ist und kopiert wird
Du digitale Produkte unter Deinem Namen verkaufst
Du international expandieren willst
Du bereits eine Abmahnung bekommen hast
Wahrscheinlich NEIN, wenn:
Du gerade erst gestartet bist (unter 20.000€ Jahresumsatz)
Du nur Deinen echten Namen verwendest
3.000€ Kosten ein schmerzhafter Verlust wären
Du Dich noch in der „Findungsphase" befindest
Wenn Du Dir die Kosten leisten kannst, ohne dass es wehtut, UND Du eine echte Bedrohung siehst, dann melde an. Ansonsten investiere das Geld lieber in Marketing und Kundengewinnung.